Fremd (2)

Fremd

All deine vielen Worte
bauen die Brücke nicht.
Fremder wirst du mir mit jeder
Gedankenendlosschleife leerer
mit jeder neuen Enthüllung rätsellos
doch undurchschaubar hinter
dem Vorhang ein Gemälde kein Fenster
unbewegt deine Wirklichkeit wie postuliert
Wunschbild nie gewesener Vergangenheit
zementierte Bilder vielwortgeschützt vor
jeder Anfrage neuen Sehens
entworfen als Korsett zu stützen
dein fliehendes Selbst flieht in mich
zufällig in den der dir habhaft wird
entlockst tröstendes Lügengebimmel
von dem und von der
dirigiertes Konzert halbschräger
Töne zu bauen ein Nest zu wohnen im Bild
das erstarrt zu Eis frierend macht
da die ersehnte Wärme nur lebt wo sich
alles bewegt und auch ich täglich neu
die Brücke mal baue mal nicht.

22. Januar 2016

Der Gast, der zu lang bleibt

Ich bin – nein, gerne bin ich´s nicht,
mich fröstelt von der Kühle –
Ich bin der Gast, der zu lang bleibt.
Ihr glaubt, dass ich´s nicht fühle,
wie euer Wort im Widerspruch
zu euren Herzgedanken,
und wie ihr nur nach Gründen sucht,
zu fliehn vor meinem Danken.

Es ist ja meine Nettigkeit,
die macht, dass ich euch störe,
wenn ich in eurer Freundlichkeit
die Zwischentöne höre,
das heimlich Sehnen grob zu sein,
mein Dasein mir zu wehren.

24. Januar 2018

Diktatur der Traumatisierten

Du hast gelitten,
wie nur du gelitten hast.
Du bist geworden,
wie nur du geworden bist.
So bist du – so bleibst du.
Unverrückbar.

Es geht nicht um Korkenzieher.
Immer geht es ums Ganze,
Sein oder nicht Sein.
Dein oder nicht Dein.
Du schreckst mit deinem Schrecken.
Erstickst, was du ersehnst.

Wie umgehen
mit Deiner Unverrückbarkeit?
Dich Umgehen?

24. Januar 2018