Vom alten Feind (4)

Der alte Feind

Aufdringlich simuliert er Gegenwart –
setzt sich in jeden Spalt.
Wir glauben zwar er sei nicht da,
sei Phantasiegestalt.

Und sagen doch, wenn nichts gelingt:
Der Wurm, er sitzt darin.
Doch weil es nicht nach Schwefel stinkt,
ist er gleich aus dem Sinn.

Allgegenwärtig ist er nicht:
Nur wo wir Raum ihm geben
nimmt er ihn ein, gewinnt Gewicht –
zersetzt er unser Leben.

Geweihtes Wasser fliehe er,
lehrt uns die Tradition.
Ein Segenswort schreckt ihn noch mehr:
Schnell treibt es ihn davon!
Drum segne deine Feinde gern,
so bleibt er euch gleich beiden fern.

29. Juni 2013

 Mein Wille geschehe

Schlachtopfer will ich – nicht Barmherzigkeit.
Schlachtet euch nur in Zank und Streit.
Werft mir des Anderen Fehler vor.
Murren erquickt mich mehr als jeder Chor.
Richtet euch, ja, richtet euch zugrunde.
Dann bin ich der Herr. Das ist meine Stunde.

1. Dezember 2013

 Der Balken

Ich bin ein Sünder – ja

– aber ich habe gute Gründe; die Umstände; die Anderen; das Wetter
auch regnet meine Zimmerlinde gerade gelbe Blätter.

Ich bin ein Sünder – ja
– doch  im Verhältnis zu dem, was ich bei Anderen so sehe?
Müsste ich dafür einstehen, ja dann wehe.

So im Vergleich bin ich ein Sünderlein.
Und sehr viel Gutes tue ich obendrein.
Nie würfe ich den allerersten Stein.
Den scharfen Blick, den mög man mir verzeihn.

11. Februar 2014

 

Umsetzung von Inspirationen vereiteln

Mischung für „verkannte Genies“

Man gebe eine Prise Eitelkeit,
verreibe sie mit falscher Demut.
Reicht das nicht aus, so wecke man
die Erkenntnis dieser üblen Mischung
und fessle durch die Flut
unnützer Selbstreflexion.

 

Für echte Genies

Förderung der Vermessenheit
durch großzügige Gaben von
Größenwahn.
Plötzliches Absetzen derselben.

8. Januar 2014

 

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