Gesellschaft (9)

Die Würde des Menschen

Die Würde des Menschen
ist unantastbar.
Ab wann, wielange, für wen?
Keine Regel ohne Ausnahme.
Kein Gesetz ohne Einschränkung.

Was ist ein Mensch?
Wie wäre Welt,
würde er gemäß
seiner Würde leben.
Aktive Lebenshilfe
statt passive Sterbehilfe.

Was ist der Mensch,
dass DU an ihn denkst,
auch wenn er nicht an DICH denkt?
Gewürdigt durch dieses Gedenken.

18. Oktober 2016

Äpfelchen

Immer ist Schöpfung
Schöpfung aus Liebe.
Leibesfrucht, Liebesfrucht.
Noch in der Perversion
der Eigenliebe,
die Gewalt übt.

Und du, Reaganzglaskind,
Kunstfrucht, herbeigeliebt,
mein teures,
nach wievielen Versuchen.
Mein Äpfelchen
vom Baum der Erkenntnis.

Warum gedeihst du nicht
unter der wärmenden Glocke
unserer Erwartungen?
Warum gibst du mir
in jedem Augenblick
ein Gefühl von Schuld?
Sei dakbar, mir!,
da du dich mir verdankst!

23. Dezember 2015

Vermeidungsgehorsam

Angstbestimmt
umschiffe ich
Konfrontationen,
versenke mich
vor den Augen
des Gegners.
„Schau her, ich bin nicht da.“
Angstbestimmt
fahre ich Schlingerkurs,
lasse mich verkrümmen,
werde link,
was mein Gegner mir
zurecht vorwirft.
Aus Feigheit
gewähre ich dem
Selbstermächtigten
die Macht,
die ihm nicht zusteht,
beuge mich
unter seine Launen
und Empfindlichkeiten.
Vermehre sie möglicherweise
durch Projektion.
Übe Vermeidungsgehorsam.
Konfrontationsvermeidung,
die nicht zusammen führt.

9. November 2015

 Gesellschaft für

Gesellschaft für …
Ja, für was denn?
Gesellschaft für ungestörtes Privatleben!

Demokratie

Ob das Kreuz an der „richtigen“ Stelle
alle paar Jahre ausreicht?

Wer trägt, wer ist bereit zu tragen,
wenigstens beizutragen?

Stumm gebe ich die Stimme ab –
Buntstift auf Umweltpapier.

Mein Kreuz, meine Stimme, meine Verantwortung.

22. Oktober 2013

Nachgeworfen

Den Toten
werfen wir alle
vorenthaltene
Wertschätzung
nach,
plötzlich stolz
sie gekannt zu haben.

1. Dezember 2013

Eng

Wo Dünkel den Dank verdrängt.
Wo man einander in Schablonen zwängt.
Wo einer ungefragt für den Anderen denkt.

Wo es nur eine Sichtweise gibt.
Wo man sich nur zu Hochzeiten liebt.

Wo ich und wir aus dem Gleichgewicht sind.
Wo jeder, der eine Frage hat, spinnt.
Und Mütter fürchten das eigene Kind.

30. März 2015

Gedenkminute

Eine Minute stilles Gedenken
an die ertrunkenen
Flüchtlinge
im Mittelmeer.
Nicht an Urlaub am Strand.
An die unschuldigen Kinder,
Frauen, Männer.
Kinder Gottes.
10 Sekunden
So viele.
Wieviele? Dreistellig?
2 Sekunden
Kein Trauergefühl –
ich kannte sie nicht.
3 Sekunden
Eher Scham.
Warum? Nicht weiterdenken.
2 Sekunden
Sie ängstigen mich.
Nicht die Ertrunkenen,
die Anderen,
die Durchkommen,
die da sind,
bei uns,
die noch kommen
10 Sekunden
Die Armen
bei uns.
Ist ein schneller Tod nicht..
1 Sekunde
gnädig?
1 Sekunde
Ertrunken, mein Cousin,
freundlicher, junger Mann,
beim Surfen – falsches Thema
7 Sekunden
fliehen, surfen, flüchten
zwei Welten
aufeinanderprallen
zwei Welten.
5 Sekunden
Versuchtes Mitleid,
Selbstmittleid, Hilflosigkeit
in mir
zwei Welten.
Ich gedenke Meiner.
17 Sekunden.

22. April 2015

Wie sich Gemeinwesen gleichen

Einer ist ein charmanter Schaumschläger.
Einer sitzt auf seinen Reformplänen wie auf heißen Kohlen,
Einer merkt gar nicht, dass er Abläufe ständig ändert.
Einer erklärt gerne, auch das, womit er sich nicht auskennt.
Einer ist einfach ein schräger Vogel.
Einer versucht seine Schusseligkeit durch Freundlichkeit auszugleichen.
Einer ist nur im Team gut.

Eine wird zwischen Größenwahn und Minderwertigkeitsgefühlen
hin- und her geschleudert.
Eine ist bestimmt von der Angst um ihren Platz.
Eine ist warmherzig, tarnt dies aber durch herrisches Benehmen.
Eine kann alles – aber mittelmäßig,
Eine übertönt mit Engagemet für Andere, die Not,
die eigene Hilfsbedürftigkeit anzunehmen.
Eine würde lieber nur wahrnehmen, wird aber ständig involviet.
Einer läuft schnell die Galle über.

Einer brilliert vorne herum.
Einer schürt Klatsch.
Einer weiß immer schon vor der Betroffenen, wer schwanger ist.
Einer weicht allen Anforderungen aus, um ganz bereit zu sein.
Einer war immer beliebt und sieht sich erstmals ausgegrenzt.
Einer tut mehr, als er muss, weil er das Gefühl hat, er muss.
Einer verbirgt seine Wunden unter sieben Schichten von Tüchtigkeit, und leidet, dass sie nicht wahrgenommen werden.

Eine macht keine Fehler, außer dem, das auch
von allen Anderen zu erwarten.
Eine gleicht gerne aus, vegisst darüber manchmal
die eigenen Aufgaben.
Eine leidet an allem, was schief gehen könnte.
Eine genießt es heimlich ein bißchen.
Eine glaubt, dass alles von ihr abhängt.
Eine tut einfach gerne ihre Arbeit.
Eine schielt nach einem höheren Rang.

Einer ist zu allem bereit, macht viele Fehler und steht dazu.
Einer hört so gut zu, dass sich alle Probleme bei ihm sammeln.
Einer trägt die Letztverantwortung, auch für das,
was er nicht mitbekommt.
Einer hat so viel Erfahrung, dass ihm nichts mehr einfällt.
Einer wirkt unstrukturiert, hat aber den Überblick.
Einer ist glücklich – wenigstens meistens.

Eine fehlt – ich – aus der Ferne staunend,
dass aus den vielen „Einen“ Eines wird
und wie sich die Gemeinwesen gleichen.

15. Juni 2015

 

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