Häusliches (3)

Dachboden, nach oben offen…

Überall war etwas abgestellt, vollgestellt, zugestellt
oben auf dem Boden. Durchblick erhoffend,
war er nach oben offen gegen unendlich,
was nach so vielen Jahren, nur zu verständlich.
Denn alles was war wird mehr Jahr für Jahr.
Wir wollens bewahren, geordnet nach Jahren.
All diese Schriften, die wir heute nicht lesen,
werden wohl wertvoll, weil es einstmals gewesen?
Nur gut sortieren, nur nichts verlieren.
In Koffern und Kisten – es steht auf den Listen,
was drinnen verwahrt. Kostüme und Taschen,
es ist kaum zu fassen. Lass jetzt mich probieren
die uralten Moden, den löchrigen Loden.
Nun gut, wir behaltens, nun gut, wir verwaltens,
In Kisten und Koffern, Bilder und Bücher,
Mäntel und Tücher, Klamotten, Motten, einstige Moden.
Erhalten, das Wahre, Gute und Schöne,
unvollendete Pläne, Entwürfe und Skizzen,
Staub in den Ritzen, husten und schwitzen.
Wer soll es erhalten? Wie es verwalten?
Die, die die Schätze nicht schätzen,
verscherzen das Wahre, erhalten die Motten,
Klamotten und Moden, Bücher und Schriften,
bloß nichts vernichten.
Und auch nicht lesen, was einstens gewesen.
Dazu fehlt Zeit uns das rechte Geleit.
Aufbewahren, geordnet nach Jahren, alles was war.
Bündeln, verpacken, Hosen und Jacken,
Nicht zu erkennen, wie soll man das nennen.
Trug man einst Mieder? Gräßlich, wie bieder.
Biegt sich der Boden, Fuchsschwanz mit Pfoten,
Mäntel und Kragen, Pelz, eingeschlagen.
Halten, erhalten, sorgsam zu Walten.
Bretter sich biegen unter Kontoauszügen,
dazwischen die Fliegen.
Alles bleibt liegen. Weiter bewahren,
Wert steigt nach Jahren, oder auch nicht.
Wer kann es wissen bei all den Krisen.
Tschi – ich muss nießen. So ein verstaubtes Gedicht.

Ich bewahr´s nicht.

12. Mai 2015

Ein Hauswesen lieben

Mit allen, die dereinst darin gelebt
und dereinst darin leben werden,
die ihre Tagtäglichkeiten in die Dielen gruben,
deren Geistesblitze uns zucken machen –
manchmal – und wir wissen nicht woher.
Über nie durchstöberte Winkel
Rechenschaft ablegen, die hineinwirken
ins geliebte Wesen.
Die Liebe – auch zum Dreck und den toten Mäusen –
entbannt zur Gegenwart.

Ein Hauswesen lieben,
neugierig auf die Böden unter dem Boden,
gewischt, gebohnert, begangen, vergangen.
Ihm Wandelatem geben
aus Freude.

16. Juli 2016

Grauschleier

Woher kommt der Schleier
über Leben und Licht,
der grau färbt und trübt?
Nein, in den Ecken putzen wir nicht.
Es wird eh wieder dreckig,
die Gäste, die Schuhe,
ständig stört jemand.
Nie ist hier Ruhe.

Trüb liegt der Schleier
über Leben und Licht,
es graut uns davor.
Gemeinsam leuchten gelingt uns nicht.
Jede müht sich alleine,
um Gäste, um Schuhe
und keiner würdigt
ihr emsig Getue.

Ach, entfern doch den Schleier
von Leben und Licht,
lasst dein Strahlen uns sehn,
das sich im Leuchten des Andern bricht.
Selbst das Putzen wird schön.
voll Würde und Ruhe,
DU bist zugegen
in Gästen und Schuhen.

29. Februar 2016