Der heilige Josef

Maria war mit Josef verlobt. Sie waren einander versprochen, aber Maria würde noch ein Jahr bei ihren Verwandten wohnen, bevor sie Josefs Frau würde.

Eine Legende erzählt, dass Maria im Tempel in Jerusalem aufgewachsen sei. Mehrere Männer hätten sie gerne zur Frau gehabt. Und als diese vor ihr standen, hätte der Stab des Josef zu blühen begonnen. Zum Zeichen, dass er der Mann ist, den sie heiraten solle.

Die Bibel erzählt, dass Josef ein Mann aus dem Haus David ist. Er wird sogar als Sohn Davids angeredet. Dabei ist die Zeit des König Davids schon 1000 Jahre vergangen.

David hatte als Knabe in Bethlehem Schafe gehütet. Von dort stammte  seine Familie. Der erste König von Israel, den das Volk erhoben hatte tat nicht mehr was Gott gefiel. Darum sollte der Prophet Samuel einen neuen König salben. Einen König, den Gott ausgewählt hat. Dazu war er nach Bethlehem gekommen. Isai stellte ihm seine Söhne vor, einen nach dem anderen.

Und schon beim ersten dachte der Prophet Samuel: „Dieser ist es.“ Aber er konnte das nicht von Gott hören. Er hörte von Gott: „Sieh nicht auf sein Aussehen und auf seine stattliche Gestalt; Gott sieht nämlich nicht auf das, worauf der Mensch sieht. Der Mensch sieht, was vor den Augen ist, der Herr aber sieht das Herz.“
Sieben seiner Söhne hatte Isai vorgestellt. Und immer hatte der Prophet Samuel den Kopf geschüttelt. Er fragte: „Sind das alle deine Söhne?“ Und Isai antwortete: „Der Jüngste fehlt noch. Er hütet gerade sie Schafe.“ Sie holten ihn und der Prophet salbte David inmitten seiner Brüder zum König von Israel.

In Zeit des Königs David war Israel ein eigenständiges starkes Königreich. Davon war jetzt nichts mehr zu spüren. Tausend Jahre Geschichte. Zuerst war das Königreich geteilt im Streit, wer denn der nächste rechte König sei. Dann ging ein großer Teil an ein mächtiges Nachbarland verloren. Und auch der kleine Rest konnte sich nicht mehr halten. Das Volk Israel wurde ins Exil geführt. Doch immer wieder gab es Propheten, die zu verstehen suchten, was Gott dem Volk durch seine Geschichte sagen wollte.

Tausend Jahre Erfahrung.
Zur Zeit des Josefs haben die Römer das Land erobert. Augustus, der Kaiser von Rom regierte sein großes Reich. Und dazu gehörte auch Israel. Dieses kleine Land machte dem Kaiser oft Ärger. Er erlaubte den Völkern, die er erobert hatte ihre Götter zu behalten. Nur mussten sie ihn als obersten Gott anerkennen. Und das konnten die Juden nicht tun, denn ihr Volk war einen langen Weg gegangen und hatte den einzigen, unsichtbaren Gott dabei immer mehr kennen gelernt. Sie konnten den Kaiser nicht anbeten.

Außerdem hatten die Juden eine Hoffnung. Gott hatte nämlich dem König David geschworen: „Einen Sproß aus deinem Geschlecht setze ich auf deinen Thron.“ Und auch wenn man davon nichts sehen konnte, so wussten die Juden doch, dass Gott treu ist. Das jüdische Volk wartete auf einen Retter. Auf einen, der die Römer aus dem Land jagen würde. Auf einen, an dem sich die Macht Gottes zeigen würde.

Aus dem Haus des Königs David stammte Josef. Er war Bauhandwerker in Nazareth. Auch bei ihm hatte Gott nicht auf das geschaut, was die Augen sehen. Wir wissen nicht, wie er aussah. Ob er alt oder jung war. Aber wir wissen etwas von seinem Herzen. Josef war gerecht. Das heißt, dass er ein Herz hatte, das auf Gott hörte. Er versuchte die Gebote zu halten, die Gott seinem Volk gegeben hat. Und in jeder Situation überlegte er, was nun vor Gott gerecht ist. Denn genau das wollte er tun.

Seine Braut Maria war verreist. Drei Tagereisen weit ins Gebirge zu ihrer Verwandten Elisabet. Von dort hörte man seltsame und wunderbare Dinge. Zaccharias, der Mann der Elisabet war ein Tempelpriester. Und als er allein in Jerusalem im Allerheiligsten betete wurde er plötzlich stumm. Manche meinten, er habe eine Erscheinung gehabt.

Und Maria hatte zu Josef gesagt: „Meine Base Elisabet ist in ihrem hohen Alter schwanger geworden. Ich will gehen und ihr helfen.“ Dabei hatten die Beiden bisher keine Kinder bekommen können. Und nun waren sie eigentlich schon zu alt. Josef, der die Schrift gut kannte, wusste, dass das oft ein Zeichen ist. Ein Zeichen, dass da jemand geboren wird, mit dem Gott etwas Besonderes vorhat.

Es würden wohl drei Monde vergehen, bis seine Verlobte wiederkam. Und Josef nutzte die Zeit. Ganz in der Nähe von Nazareth wurde eine neue Stadt gebaut. Und dort konnte er Arbeit finden. Das war gut so, auch wenn es eine römische Stadt war. Es wurde dort auch ein riesiges Theater gebaut. Obwohl er gut beschäftigt war zählte er die Tage. Bald würde Maria wiederkommen.

Jeden Abend hielt er schon Ausschau nach seiner Verlobten. Denn der Sohn ihrer Base war inzwischen geboren. Bei seiner Beschneidung hatte er den Namen Johannes bekommen. Ein Name, der in dieser Familie gar nicht üblich war. Und genau bei der Namensgebung war dem Zaccharias die Stimme wieder gekommen. Jedenfalls hatte ein Reisender so erzählt. Was aus diesem Kind wohl werden würde? Maria würde es genauer wissen. Doch es schien Josef, als habe Gott bei diesem Jungen in besonderer Weise die Hand im Spiel.

Eines Abends, als er nach der Arbeit wieder nach Nazareth kam sah er Maria. Sie stand am Brunnen und schöpfte Wasser für die Tiere einer kleinen Karawane. Wie froh war Josef, dass sie bei diesen Mitreisenden Schutz gefunden hatte. Auch sie hatte ihn gesehen.

Maria stellte das Schöpfgefäß ab und ging auf Josef zu. Sie sah ihn an. Und ihre Augen fragten etwas, was Josef nicht deuten konnte.

„Ich erwarte ein Kind, einen Sohn.“ Das waren ihre Worte. Und Josef war so fassungslos, dass er nichts erwiderte. Auch sie sprach nichts weiter, nahm ihr Bündel und ging zu ihrer Wohnstatt bei den Verwandten.

Ratlos ging Josef nach Hause. Wie konnte das sein? War ihr auf der Hinreise etwas zugestoßen? Warum hatte sie von einem Sohn gesprochen? Sie konnte doch nicht wissen, ob es ein Junge oder ein Mädchen war. Oder war etwa von einem Kind der Verheißung die Rede? In einem Priesterhaushalt, bei Zaccharias konnte sich Josef so etwas vorstellen. Aber hier. Bei ihm?

Er dachte hin und her, was er nun tun sollte. Er konnte nichts begreifen Und er wolle tun, was vor Gott recht ist. Das Gesetz sah für einen solchen Fall die Anklage gegen die Frau vor. Und eine harte Strafe. Aber Gott, der das Gesetz gegeben hatte war ein barmherziger Gott. Konnte er diese Härte wirklich wollen?

Von dieser Nacht erzählt uns die Bibel in ganz wenigen Worten:

Mit der Geburt Jesu Christi war es so: Maria, seine Mutter war mit Josef verlobt; noch bevor sie zusammengekommen waren zeigte sich, dass sie ein Kind erwartete – durch das Wirken des Heiligen Geistes. Josef, ihr Mann, der gerecht war und sie nicht bloßstellen wollte, beschloss, sich in aller Stille von ihr zu trennen. Während er noch darüber nachdachte, erschien ihm ein Engel des Herrn im Traum und sagte:

Josef, Sohn Davids, fürchte dich nicht, Maria als deine Frau zu dir zu nehmen, denn das Kind, das sie erwartet, ist vom Heiligen Geist. Sie wird einen Sohn gebären; ihm sollst du den Namen Jesus geben; denn er wird sein Volk von seinen Sünden erlösen.

Dies alles ist geschehen, damit sich erfüllt, was der Herr durch den Propheten gesagt hat:

Seht, die Jungfrau wird ein Kind empfangen, einen Sohn wird sie gebären, und man wird ihm den Namen Immanuel geben, das heißt übersetzt: Gott mit uns.

Als Josef erwachte, tat er, was der Engel des Herrn ihm befohlen hatte, und er nahm seine Frau zu sich. Er erkannte aber nicht, bis sie ihren Sohn gebar. Und er gab ihm den Namen Jesus.“

Josef hört und tut. Das sollte noch oft geschehen. Kein Wort von dem, was Josef sagte ist in der Bibel aufgeschrieben.

Wahrscheinlich ist er aber doch aufgestanden und durch das kleine Nazareth zur Wohnung seiner Braut gelaufen. Vielleicht hat er sie leise gerufen: „Maria, Maria.“ Und sie wird wohl nicht geschlafen haben vor Sorge.

Maria, Maria im Traum heute Nacht
hat mir ein Engel Botschaft gebracht.

Heißt dass, du verstehst?

Verstehen? Nein, verstehen kann ich nicht;
nur glauben, dass der Engel die Wahrheit spricht.
Glauben und tun was der Engel mir sagt,
vertrauend darauf dass Gott alles vermag.

Hast du denn den Engel gar nichts gefragt?

Nein, kaum hatte ich seine Stimme vernommen
bin ich sofort zu dir gekommen:
Ich soll dem Kind den Namen Jesus geben
und mit dir und ihm zusammen leben.

Jesus- Gott heilt – dass soll sein Name sein.

Wie konntest du dieses Wissen tragen allein?

Elisabet ist mir entgegengeeilt.
Mit ihr habe ich dies Wissen geteilt.
Ihr Sohn ist in ihrem Bauch gesprungen
und ich habe Gott ein Loblied gesungen.
Sie hat mich als Mutter ihres Herrn gegrüßt.
Das sind Worte, die man niemals vergisst.

So mag sich durch Jesus die Schrift erfüllen
Es soll uns geschehen nach Gottes Willen.

Später, als Maria schon im Haus des Josef wohnte, dachten sie über diese beiden Kinder nach. Über Johannes und Jesus. Was würde wohl ihr Auftrag sein? Was hatte Gott mit ihnen vor?

„Er wird sein Volk von den Sünden erlösen“ – so hatte es der Engel dem Josef gesagt. Das war ein Heil, das nicht aus der Macht des Menschen kommen konnte. Ein Heil, dass man nur empfangen kann. Er würde heilen, wo die Not der Menschen ihre Wurzel hatte.

Josef wusste, dass im Volk ein Retter erwartet wurde, der die Römer vertreiben sollte. Ein starker Mann in dem sich Gottes Macht zeigte. Er konnte diese Sehnsucht verstehen. Aber wie oft in der Geschichte handelte Gott so ganz anders.
Maria sprach oft mit dem ungeborenen Kind. Besonders, weil viele Texte, die sie aus der Schrift kannte einen ganz neuen Sinn bekamen durch das was gerade mit ihr geschah. Und sie staunte, dass das bei Gott möglich war. Sollte der Kleine nicht in Bethlehem zur Welt kommen, gemäß der Schrift?

Da kam Josef von der Arbeit nach Hause. Er machte ein betrübtes Gesicht: „Die Römer“, begann er, „Der Kaiser Augustus hat befohlen, dass jeder Mann sich in seine Heimatstadt begeben muss, um sich in Steuerlisten einzutragen. Gerade jetzt, wo jeden Tag das Kind zur Welt kommen kann. Da will ich dich doch nicht alleine lassen. Aber ich werde wohl nach Bethlehem gehen müssen. Denn ich bin ein Sohn Davids.“

Maria nahm die Nachricht gar nicht schwer: „Was schaust du so fröhlich?“ „Ich werde dich begleiten.“ „In deinem Zustand willst du eine Reise machen? Am Ende wird das Kind am Wegrand geboren.“ „Eben habe ich darüber nachgesonnen, dass das Kind wohl in Bethlehem zur Welt kommen soll. Heißt es nicht in der Schrift: Du Bethlehem bist nicht die kleinste unter den Städten Judas? Bei Gott ist eben nichts unmöglich. Selbst der römische Kaiser hilft, dass sich die Schrift erfüllt.“

„Wenn du es so siehst werde ich dich mitnehmen.“

Hast du uns denn schon ein Reittier gekauft? Da draußen steht ein Esel. Direkt vor unserer Tür.“

Da wurde Josef ein verlegen. „Das ist eine eigene Geschichte. Der Esel lahmt. Zum Reiten können wir ihn wohl nicht gebrauchen. Er lahmt und hat ein dickes Bein. Und der römische Handwerker auf der Baustelle hat ihm viel zu viel aufgeladen. Und als er den Esel schlug habe ich ihm die Peitsche weggenommen. Darüber war er so wütend. Ich konnte ihn nur beruhigen, indem ich ihm das kranke Tier abgekauft habe.“

Längst hatte Maria sich gebückt und sich das kranke Bein angesehen. Sie brachte den Esel ins Haus und machte ihm einen Umschlag mit Salbe. Ganz leise flüsterte sie ihm in die großen Ohren: „Eselchen, Eselchen, werde schnell gesund, der Herr braucht dich.“ Und das Eselchen nickte und schaute sei aus klugen Augen an. Zweimal täglich kümmerte sich Maria um den kleinen Esel.

Maria war sich sicher, dass sie auf diesem Eselchen in die Stadt Davids, nach Bethlehem reisen würde. Damit sich die Schrift erfüllt: „Einen Sproß aus deinem Geschlecht setze ich auf deinen Thorn.“ Denn Gott ist treu.  Alles was er sagt, das vollbringt er.

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